Taifun Haiyan: Nothilfe und Berichterstattung
Februar 27, 2014 Hinterlasse einen Kommentar
Zwischen Banda Aceh und Port-au-Prince liegen über 17.000 Kilometer und damit eigentlich Welten. Doch eines haben diese Städte gemeinsam: Wer die Namen in die Google-Bildersuche eingibt, erhält ausnahmslos Trümmerwüsten. Banda Aceh und Port-au-Prince sind in der öffentlichen Wahrnehmung nur noch eines: Symbolorte für schwere Naturkatastrophen. Im November 2013 ist ein weiterer Symbolort hinzugekommen: Tacloban.
Die Hauptstadt der philippinischen Provinz Leyte wurde von Taifun Haiyan erbarmungslos getroffen. Die Zerstörung war gewaltig, rund 5000 Menschen verloren in dem Chaos ihr Leben. In der Bildzeitung war täglich von der „Totenstadt Tacloban“ zu lesen, aus aller Welt reisten Medienvertreter an. Die Stadt war in aller Munde.
Von den Inseln Samar, Cebu und Panay war weit weniger die Rede, obwohl es auch hier weite Landstriche schwer getroffen hatte. Die Todeszahlen waren – teils wegen guter Evakuierungsmaßnahmen – zwar geringer, der Zerstörungsgrad und der Bedarf der Überlebenden aber dennoch immens hoch.
Hilfsorganisationen müssen in einer solchen Situation „kühlen Kopf“ bewahren und dürfen sich nicht von der Berichterstattung steuern lassen. Tacloban benötigte zweifellos ein hohes Maß an Nothilfe, andere Regionen durften deshalb aber nicht auf der Strecke bleiben. Die Koordinierungsstellen haben die schwierige Aufgabe, sowohl Überschneidungen als auch Versorgungslücken zu vermeiden. Auf den Philippinen hat das sicherlich nur bedingt geklappt. In der unmittelbaren Nothilfe-Phase war Tacloban übervölkert von humanitären Helfern, während andere Regionen zum Teil allzu lang auf Hilfe warten mussten.
Etwa zehn Tage nach Haiyan war die Katastrophe aus den internationalen Medien schlagartig verschwunden. Das war zu erwarten – konnte man dies doch bei früheren vergleichbaren Katastrophen ähnlich feststellen. Der Wiederaufbau muss nun weitgehend ohne mediale Begleitung ablaufen. Damit hat auch die „Totenstadt Tacloban“ zu kämpfen, denn die Zerstörung ist noch immer allgegenwärtig, doch die internationale Hilfe hat sich merklich ausgedünnt.
Moritz Wohlrab
Pressereferent Aktion Deutschland Hilft